Kreativität braucht Freiraum

18. September 2018 von Tatjana Lackner, MBA

„Kreativ sein“ aus dem Kinder-Ich

NL-Redaktion:

Tatjana, Du schreibst Bücher, viele Gastkolumnen, konzipierst laufend neue Seminarthemen – wie schaffst Du Dir kreative Freiräume?

Tatjana Lackner

„Freiraum“ ist das Stichwort. Ich brauche hohe Räume, frei von Farbe und am besten leer. Wer schon einmal in der Schule des Sprechens war, ahnt, wie ich wohne: sehr puristisch, große Räume, in denen die Farbe „Weiss“ dominiert. Gerne verschaffe ich mir Überblick. Das geht nur, wenn Räume ein weites Blickfeld erlauben. Ich liebe helle Gänge und brauche Licht, um kreativ „voran zu kommen“.

Mein Motto: „Raum ist der wahre Luxus“!

Zuhause ist der Ort, an dem ich denke. Hier findet sich: ein Computer für meine Recherchen, ein Mini-Tonstudio auf dem die Audio-Kolumnen für Newsletter vertont werden und viele Bücher. In meinem Schlafzimmer beispielsweise wundern sich Freunde immer wieder über ein Flipchart auf dem wir im Zuge der Woche Ideen und Themen sammeln. Diese warten auf Bearbeitung und am Wochenende haben wir dann die Zeit endlich zu recherchieren. „Kreativ sein“ bedeutet mit seinem inneren Kind über all die Jahre verbunden zu bleiben. Kinder wollen suchen und versteckte Dinge finden. Manchmal wollen sie einen anderen Weg entlang „denken“.

Der erwachsene Verstand bilanziert.

Was lohnt sich? Wo erziele ich bei meinen Überlegungen den größten Nutzen. Ökonomisiertes Denken ist selten kreativ.

NL-Redaktion:

Was hältst Du von Brainstormings in Meetings oder Seminaren? Lieber einzeln oder in der Gruppe?

Tatjana Lackner

Wenn die Denkanleitungen klar kommuniziert sind, ist individuelles Hirnen im ersten Durchgang sicher besser. Bei gelungenen Regieanweisungen kommt es auch nicht zu Blockaden oder Dopplungen. Ich mag, wenn jeder im Restaurant beispielsweise á la carte bestellt und nicht das Gruppenmenü für alle gleich gut sein muss. – Um beim kulinarischen Bild zu bleiben: selbst, wenn zwei aus der Gruppe – Schnitzel essen, ist das eine vielleicht vom Kalb und das andere von der Pute. So verhält es sich auch mit Einzel-Brainstormings. In Seminaren setzte ich Gruppendenken nur sehr gezielt und selten ein. Die Erfahrung zeigt: die immer gleichen Personen denken dann mit und die Faulen gehen gedanklich Gassi.

NL-Redaktion:

Wie entsteht das Gruppengefühl?

Tatjana Lackner

Ich persönlich kann zwar im Kollektiv kreativ denken und witzig sein, damit ich jedoch eine Überlegung bis in die Tiefe ventiliere – dafür brauche auch ich Ruhe und Konzentration. Die Gruppe ist deshalb nach der Ideenpräsentation ein hervorragendes Korrektiv. Hier können wir ausloten, was wird sich in der Praxis tatsächlich bewähren? Die Verhinderungs-AG formt sich bestimmt. Schnell werden wir dann darauf hinweisen, was sich an unserer Idee sicher niemals umsetzen lässt? Die Gruppenphase ist erst jetzt wichtig. Jeder sollte sich daran beteiligen, sonst bleiben Ideen nur Denkansätze und finden keinen Weg zur Lösung.

Ein Gespräch für das C/O Vienna Magazine über den Jojo des Lebens, die Dialektik des Dialektes, und warum man zwar wie „Stocki, der Kartoffelkönig“ aussehen kann, aber nicht so sprechen sollte. Viel Spaß beim Lesen!

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