Business Rhetorik Remote
Wer remote arbeitet weiß, dass sich gute Rhetorik – auch online –bezahlt macht. Verschiedene Kommunikationstypen erleben wir im Zuge unserer Besprechungen am Laptop, dem PC oder mit dem Smartphone.
In der Abteilung: “Stille Wasser sind still” finden sich lahme Enten, Murmler, die durch die geschlossene Zahnreihe reden und scheue Online-Newbies, die am liebsten im Hintergrund ihres eigenen Hintergrundes versinken würden, weil ihnen alles zu privat scheint. Sie geben gerne vor, dass ihre Kamera kaputt sei und man sie deshalb nicht sehen könne.
Auf die konkrete Frage: “Wie findest Du das?” kommt die Antwort zögerlich und gehaucht: “Ich weiß es auch nicht”, “Was sagen die anderen dazu?”
Stille Wasser sind still, nicht immer tief. Klar ist: Wer durch die eigenen Stimmlippen föhnt und unserer nicht einmal ansichtig ist, der hat unsere geballte Aufmerksamkeit nicht. Ganz im Gegenteil! Sie brauchen viel Aufmunterung und man sollte sie proaktiv immer wieder einbinden: “Claudia ist das auch für Dich in Ordnung?” oder “Kannst Du uns wieder so eine gelungene Aufstellung zukommen lassen bis zum nächsten Meeting?”
Die Riege der “Resoluten Randalierer” klingt da schon anders. Sie sind laut, selbstbewusst und überzeugt vom eigenen Lebenskonzept. Hier finden sich Fachexperten neben Führungskräften, die allesamt hörbar bereit sind für ihre jeweilig Mission Verantwortung zu übernehmen. Dabei sind sie im Ton nicht zimperlich und werden selten ihres ruppigen Auftretens wegen gemocht. Ihre Rhetorik ist fordernd und oft imperativ: “Das müssen wir auf die Straße bringen!”, “So kann das definitiv nicht bleiben!”, “Ab sofort ändern wir die Strategie”. Bei den “resoluten Randalieren” wird nicht lang gefackelt, sondern der Richtungswechsel kommuniziert. Punktum.
Besser man stellt sich nicht unmittelbar im Meeting gegen sie, sondern versucht über ein späteres Telefonat Themen und Schwerpunkte auszuloten. Im Zweiergespräch klingt vieles dann gar nicht mehr so polternd und Vereinbarungen können auch dort getroffen werden.
Ganz anders klingen Gespräche mit den “Achtsamkeits-Aposteln”. Sie formulieren angenehm positiv und bemühen sich um vorbildliche Wertschätzung – und zwar ungefiltert jedem gegenüber. Das kann dauern. Auch online sind sie langsamer als andere beim Formulieren und Kapieren von Zusammenhängen. Sie zelebrieren esoterische Pausen. Das mutet remote dann manchmal an, wie ein eingefrorenes Standbild. Zudem lieben die “Achtsamkeits-Aposteln” Feedbackschleifen. Dazu gehören rhetorische Rückfragen, wie “Ist das in Ordnung für alle?”, “Wollen wir das so versuchen?”. Damit klingen sie zwar basisdemokratisch werden aber doch zu wahren Zeitkillern.
Es ist wichtig immer wieder das Zeitmanagement ins Spiel zu holen, um Prozesse zu beschleunigen: “Nachdem wir nur noch 7 Minuten haben würde ich diesen Punkt gerne abstimmen lassen.”
Ganz anders verhält sich die Gruppe der “todernsten Technokraten”. Sie haben keinen verbindenden Humor und sind selten empathisch aufgelegt. Emotionen gehören für sie ins Privatleben und haben wenig mit dem Job zu tun. Sie verhalten sich dafür im Meeting stets korrekt und treten pünktlich bei. Ihre Akkuratesse wird geschätzt – auch wenn es ihnen an sympathischen Umgangsformen mangelt. Sie scheinen mehr an Strukturen und Systemen Interesse zu haben als an den Menschen, mit denen sie kommunizieren. “Können wir dieses Thema das nächste Mal auf die Agenda setzen?” Sie lieben Listen und Excel-Charts und sind jederzeit bereit diese weiterzuleiten. Das kann allen helfen und hier sind die “todernsten Technokraten” auch gut einzubinden: “Am Ende unserer Sitzung sendet Euch Markus vielleicht die offenen Punkte zur Durchsicht.”
Die “aalglatten Antagonisten” sind hingegen alles andere als leidenschaftslos, sie sind clevere Opportunisten, die unterschiedliche Stimmungen und Sichtweisen je nach Belieben verkaufen. Wofür kann man sie gut verwenden? Smalltalk fällt ihnen leicht. Sie sind zudem gute Moderatoren und können tadellos präsentieren. “Das ist ein heikles Kundengespräch. Lukas übernimmst Du das für uns?”
Am liebsten arbeiten sie an ihren Seilschaften, weniger gerne an übertragenen Aufgaben. Sie wollen sich gerne besprechen, abstimmen oder informieren und man hört sie oft sagen: “Sollen wir uns beim nächsten Mal darüber noch ausführlicher unterhalten?”, “Darf ich mich zu diesem Punkt noch einmal bei Ihnen melden und mich vorher mit meinen Vorgesetzen abstimmen?”
Fast unerkannt und elegant entkommen sie mühsamen Tätigkeiten. Sie prokrastinieren und kümmern sich vortrefflich um ihr eigenes Fortkommen im Unternehmen. Online sind sie mitunter zu Meetings eingeladen, zu denen sie inhaltlich kaum etwas beitragen können. Für ihr Self-Marketing ist das allerdings perfekt, denn dadurch wirken sie engagiert und ausgelastet. Oft wird ein “aalglatter Antagonist” gleich mit mehreren Fachthemen namentlich verbunden. Sie sind die Widersacher der “resoluten Randalierer”, von denen stets Arbeit zu befürchten ist. Nachdem “aalglatte Antagonisten” meistens slick und smart sind steigen sie die Karriereleiter unbeobachtet hoch. Die gefährlichste Zeit sind die ersten Jahre, wenn alle noch tatsächlich am Output der operativen Tätigkeit gemessen werden. Sobald dieser Typus in der Führungsetage angekommen ist, kann er endlich andere für sich arbeiten lassen.
Fazit: Den ganzen Tag über haben wir mit den unterschiedlichen Kommunikationstypen zu tun. Die gibt es in männlicher und weiblicher Form und manchmal sind “Stille Wasser” mit “todernsten Technokraten” gemischt. Es gibt sogar unter den “achtsamen Aposteln” so manchen “aalglatten Antagonisten”.
Gibt es auch Vorteile an der Business Remote Besprechung? Klar! Online sitzt physisch niemand näher beim Chef und wird nur deshalb besser gehört. Nützen wir deshalb auch virtuell die Gelegenheit uns rhetorisch auf die andere Seite des Bildschirmes einzustellen.