Den ersten Lockdown habe ich am anderen Ende der Welt verbracht. Meine Tochter lebte damals mit Mann und Kind in Westaustralien und ich wollte bei ihr sein. Also packte ich meinen Sohn, unsere Laptops samt Ringlichtern und Kameras fürs Homeschooling. Remotes Arbeiten braucht Platz. Also organisierte ich ein kleines doppelstöckiges Häuschen mit Minigarten an der eigenwillig klingenden Cockburn Road, das für drei Monate unser Zuhause wurde.
Schnell habe ich gemerkt, dass der australische Way of Life auch mich veränderte. Selten war ich daheim joggen; in Australien hingegen lief ich jeden Morgen entlang der atemberaubenden Strandkulisse bis zum berühmten South Beach Café von Fremantle. In Down Under ist der Tag nämlich gedrittelt: Ein Drittel gehört der Arbeit, ein weiteres der sportlichen Betätigung am Strand. Radfahren, Laufen, Surfen oder andere Wassersportaktivitäten erledigt man meistens allein. Und das letzte Drittel verbringen sie gemeinsam mit Familie und Freunden und lassen den Tag am Beach ausklingen. Da das Leben vorwiegend Outdoor stattfindet, ist es normal, dass man sich am Strand vor Sonnenuntergang zu einem kleinen Picknick trifft und jeder etwas mitbringt.
Viele sind dort verschuldet, weil studieren und Schulen, aber auch Universitäten Geld kosten. Beginnend mit dem ersten Einkommen, werden Bildungskredite dann jahrelang abgezahlt. Moderne Lernmethoden und technisch top ausgestattete Bildungseinrichtungen sind klar der Grund, warum Australien markant über dem OECD-Durchschnitt in Sachen Bildung liegt verglichen mit der europäischen Welt, insbesondere gemessen an der Deutschsprechenden.
Durch meinen Job arbeite ich mit Menschen aller Alters- und Berufsgruppen. Manche kommen aus anderen Ländern und wollen durch das Coaching wissen, wo sie investieren sollten, um ihr Wohlbefinden und ihre Lebensqualität zu optimieren.
Ich habe begonnen eine Biografiekarte für jeden einzelnen zu definieren, wo und warum die Person besser in sich selbst investiert als in materielle Güter oder statusorientierte Events. Biografisches Gold lässt sich in Form von Skill-Nuggets schürfen.
“Investiere in Dich! Was tust Du, um Deine ‚eigene Marke‘ zu veredeln?” war kürzlich Thema in einem meiner letzten LinkedIn-Audio-Talks.
Die mentale Gesundheit unterstützt unser emotionales Immunsystem: Investiere Zeit und trainiere beispielsweise Deine Resilienz. So sparst Du bei der nächsten Krise Energie. Wie? Meditation, Achtsamkeitsübungen, oder einfach regelmäßige Spaziergänge in der Natur bieten Dir diesbezüglich einen Erlebnispfad. Für mich etwa ist es “Waldbaden”. Studien belegen: Bereits 120 Minuten im Grünen tun unserem Organismus messbar gut. Und – oh, Wunder! Unsere Großeltern hatten recht: Wer etwas für sein Immunsystem tun möchte, der geht öfter mal in den Wald – ohne Mountainbike, Ghettoblaster oder Grillage. Schließlich bildet eine gesunde mentale Verfassung die Grundlage für ein erfülltes Leben.
Digitale Kompetenz: Wie techy bist Du? Neben Survival Skills und etlichen anderen Optimierungsgebieten sind es in der modernen Welt vor allem die technischen Lernfelder, denen wir uns laufend stellen. Klar, man muss nicht bei jedem Trend dabei sein, aber technischer Analphabetismus hilft uns weder im Job noch später im Alter. Der eine begibt sich deshalb in ein Webinar rund um KI, die andere möchte mehr zum Thema Medienkompetenz wissen. Was steht als nächstes auf Deinem Ausbildungsplan?
Trainiere Deine kreative Kraft: Learn to travel, travel to learn! Schon vor einigen Jahren habe ich mir angewöhnt, an Reisezielen immer auch eine Weiterbildung oder ein Retreat wahrzunehmen. Diese Workshops müssen nicht unbedingt jobrelevant sein. Mancherorts trainierte ich die schöpferische Kompetenz in Form von Schreibseminaren oder kreativem Journaling. In Westaustralien beispielsweise habe ich kreative Skills getankt und gleich drei neue Maltechniken erlernt. Selbst im tropischen Inselparadies der Malediven gibt es – ein wenig Recherche vorausgesetzt – interessante Kurse. Ich erinnere mich noch gut daran, wie abstrus ich es fand, mit Materialien des Alltags kreativ zu sein. Auf dem South Ari Atoll malte ich einige Tage mit Kaffee und Feder. Der so entstandene Sepialook wirkte imposant. Unser Schaffensprozess im lauschigen Schatten vor der Kulisse des Indischen Ozeans war schlicht einzigartig. Die damals entstandenen Bilder erfreuen mich heute noch.
Rhetorische Kompetenz gehört zu den Top Future Skills! Wer Stimme und Sprache schult, der wird besser verstanden und profitiert ein Leben lang davon. Zudem zwingt uns die künstliche Intelligenz aktuell analog sprachlich besser zu werden. Monotonen, einsilbigen Menschen hört niemand gerne zu – egal, ob online oder live und ansichtig. Charismatische Redner vereinen die Fähigkeit, uns Inhalte strukturiert und wie köstliches Fingerfood zu reichen. Sie ziehen andere auch stimmlich in ihren Bann und wirken dabei körpersprachlich gefestigt, aber nicht überheblich. Schließlich lauschen wir weder den aufgeblasenen Egoshootern freiwillig, noch den schüchternen Flüsterern.
Mein Tipp: Das Smartphone ist ein ausgezeichneter Coach, um sich selbst zu analysieren. Nimm Dich auf und definiere fünf konkrete Lernfelder rund um Deinen sprachlichen Ausdruck! Viele investieren aktuell in ihre Schlagfertigkeit, Storytelling Elemente und moderne Kommunikations-Skills. Einige feilen an gelungenen moderativen Übergängen für Veranstaltungen und Keynotes. Bei den meisten könnte Tempokontrolle und mehr Klangvolumen dafür sorgen, dass sie souveräner und wirkungsvoller sprechen. Was steht auf Deiner rhetorischen Wunschliste?