Ob jeder Redner weiß, was Verkehrssünder wissen?

26. Juli 2019 von Tatjana Lackner, MBA

1.REDE-DIÄT

Was beim Essverhalten die Völlerei, das sind in der Kommunikation die Vielredner. In meinem Buch “Rede-Diät” habe ich schon 2004 darauf hingewiesen, dass Sprache und Ernährung vieles gemeinsam haben: Die Menschen reden noch immer zu viel, zu fett und zu wahllos. Dabei scheinen manche zu vergessen, dass Redezeit eben auch Lebenszeit bedeutet. Nach wie vor dauern unsere Meetings zu lange – gemessen an ihrem Output.

Bei Cocktails und Empfängen habe ich schon Dampfplauderer, die grundsätzlich bescheidene Menschen waren, aber mit Worten haben sie gerne geprasst. Manche reden aus Unsicherheit mehr, als für sie und ihre Umgebung gut ist. Langweilige Schwafler dürfen Sie ruhig unterbrechen und mit investigativen Fragen das Gesprächsthema steuern. Sie selbst sollten jedoch auch Ihren eigenen Sprachspeck kontrollieren.

Ab in den Papierkorb:

relativierende Füllwörter (eigentlich, definitiv, irgendwie, ein bisschen, …),

inflationäre Phrasen (“am Ende des Tages”, “sag ich einmal”, …),

inhaltliche Redundanzen (“… und ich sage noch einmal …“) und

welke Analogien (“Wir müssen die PS auf die Straße bringen.”).

2. REGELN IM GESPRÄCHSVERKEHR

Ähnlichkeiten für das geregelte Miteinander lassen sich auch aus dem Straßenverkehr ableiten. Viele Verkehrsschilder strukturieren den Umgang mit anderen.

Beispielsweise braucht man nach langen Autofahrten Erholung auf dem Parkplatz. Auch im Gespräch sollte man dem Gegenüber mal eine Pause gönnen. Das gehört zur Dialektik, der Kunst der guten Gesprächsführung, dazu. Außerdem ist es lohnend sich gedanklich den Standpunkt des anderen zu überlegen, um besser argumentieren zu können.

Bei Präsentationen begeistern uns nur die Redner, die frische Erkenntnisse reichen. Niemand schätzt, wenn der Inhalt bröselt. Die ungeteilte Aufmerksamkeit der Zuhörer kann man sich verdienen, durch:

Kino im Kopf: Überzeugen Sie durch bildhafte Sprache und anschauliche Beispiele

Machen Sie eine klare Zielgruppen-Analyse (Alter, Milieu, Erlebnishorizont) und minimieren Sie dadurch Reibungsverluste

Gewinnen Sie Einblick in Verhaltensmuster der Nörgler und Besserwisser und wirken Sie pro-aktiv deren Glaubenssätzen entgegen.

Auf Kommunkiations-Sperren kontert man am besten mit einer Gegenfrage „Warum empfindest Du das so?“, „Wann konkret?“ und eben nicht mit einer devoten Rechtfertigung: „Aber, ich hab doch bloß ….“. Es ist auch nicht zielführend noch weiter Öl ins Feuer zu gießen und aus einer harmlosen Killerphrase einen handfesten Konflikt vom Zaun zu brechen: „Na, ausgerechnet Du musst groß reden!“.

Was auf der Straße das „Vorrang geben“ das ist in der Kommunikation gleichzusetzen mit „ausreden lassen.“ Wem, in TV-Debatten beispielsweise, das Wort erteilt wurde, der sollte aus seiner fair verteilten Redezeit auch das Optimum machen dürfen. Klar, gibt es Menschen, die länger brauchen, um einen Gedanken in die Tiefe zu ventilieren. Inhaltliche Vorbereitung ist deshalb vor Auftritten essentiell.

Fazit: Geübt wird eben nicht im Konzert, sondern davor zu Hause!

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