Redest Du noch oder sprichst Du schon?

7. August 2024 von Tatjana Lackner, MBA

Wie alles begann…

1994 startete DIE SCHULE DES SPRECHENS mit acht Trainern. Am Bauernmarkt 8 im Herzen Wiens, gegenüber der Ankeruhr, gab es helle schöne Klassen im ersten Bezirk. Ich war damals bekannt für mein fahrendes Büro auf der Vespa.

Mein Tipp für Gründer: Startkapital ist überbewertet. In der Anfangsphase hatten wir sprichwörtlich keinen Schilling (der galt damals tatsächlich noch). Kreative Intelligenz ist beim Gründen gefragt: Lieber mietest Du Dich in eine bestehende Organisation ein und ersparst Dir zu Beginn die Overhead-Kosten eines eigenen Office. Außerdem finden sich mit der vermietenden Partei und ihren Kontakten vielleicht sogar geschäftliche Synergien?

Schon nach wenigen Jahren vergrößerten wir uns und zogen in die Postgasse 1-3 gegenüber dem Café Engländer. Als gelernte Buchhändlerin liebte ich von jeher die Kaffeehaus-Literaten der Wiener Jahrhundertwende und wusste, dass Peter Altmann ursprünglich Richard Engländer hieß und damit Namensgeber war.

Oft trafen sich hier vor oder nach dem Unterricht sowohl Kunden als auch Trainer beim leckeren Mittagsmenü oder zum Kaffee. Es war die Zeit der Think Tanks und Come-Togethers. Viele Autorenbesprechungen für meinen zweiten Bestseller „Rede-Diät“ haben beispielsweise dort stattgefunden.

Ingeborg Gianni, die Grande Dame von Ö1, und Nikolaus Riemerschmid, Sendeleiter und Nachrichtensprecher, sind seit jener Zeit in unserer Core Crew.

Gleich auf zwei Stockwerken wurde damals trainiert. Als junge Mutter genoss ich die komfortable Situation auch gleich im selben Haus zu wohnen. Für eine alleinerziehende Mom und Unternehmerin bestand mein Arbeitsweg darin, vom sechsten in den ersten Stock hinunterzufahren. So konnte ich umgekehrt jederzeit bei der damals noch jungen Christina-Antonia sein. Immer wieder verbrachten wir meine Freistunden gemeinsam, aßen zu Mittag und besprachen die anstehenden Hausübungen. Es war mir wichtig, die Kleine nach der Schule zu begrüßen und mittags einer geregelten Mutterrolle nachzukommen. Am Abend durfte es dafür im Coaching gelegentlich eine Stunde länger dauern, da ich mit dem Lift schnell daheim war.

Mein Tipp für Business Eltern: Kurze Distanzen zwischen Job und Wohnort entlasten ungemein. Nur wenige Jahre – zwischen Volksschule und Oberstufe – findet die Kernarbeit der Charakterbildung unserer Kinder statt. Wer in dieser Zeit verstärkt auf Remote-Arbeit setzen kann und dadurch Elternschaft in Präsenz leistet, tut sich für die nachfolgenden Jahre einen Gefallen. Transferkilometer kosten Lebenszeit.

Vom Geheimtipp zur Institution …

2005 gab es viel zu tun. Parallel zum Vollbetrieb in der Postgasse mussten neue Trainer eingeschult werden und ich übersiedelte, sowohl privat als auch mit dem gesamten Betrieb – hochschwanger.

Irgendwie schaffte ich das Rennen gegen die Zeit bis zum Geburtstermin auf beiden Baustellen. Wenige Tage nachdem wir mit allem Equipment, heiklen Tongeräten und kiloweise Kundenakten in die Dorotheergasse 7 übersiedelt war, bekam ich, kurz nach meinem 35. Geburtstag, Sohn Xaver Louis. Seit dieser Zeit residiert DIE SCHULE DES SPRECHENS gegenüber dem legendären Café Hawelka. Wir hatten den Sprung vom Geheimtipp zur Institution geschafft.

Die Konkurrenz schläft nicht: Stimmt. Manche haben wir sogar wachgeküsst und ausgebildet. Wer nach unserem Namen sucht, findet DIE SCHULE DES SPRECHENS als Ausbildungsreferenz in hunderten Lebensläufen und Posts auf Google, LinkedIn, Instagram und sogar auf Facebook – dem “Faxgerät unter den sozialen Medien”.

Lebensläufe der Mitbewerber auf dem Markt lassen erkennen, dass viele ihr Handwerk bei uns gelernt und ihr Mundwerk bei uns geschliffen haben. Zuerst absolvierten einige die Diplom-Sprecherausbildung, um sich später zum professionellen Sprechtrainer weiterbilden zu lassen. Aus zufriedenen Kunden wurden so über die Jahre geschätzte Kollegen, die heute auch unser Team bereichern.

Mein Tipp bei Personalmangel: Gute Fachkräfte wachsen nicht auf Bäumen. Viele Talente habe ich in diesen 30 Jahren selbst gescoutet, geformt und gefördert. Investiere lieber in solide Charaktere als in Überflieger!

“Make-it-a-year-that-counts”-Methode

Es ist fein, wenn wir Lob, Auszeichnungen oder Urkunden erhalten. Gerne denke ich zurück an meinen Kategoriesieg beim “Walter-Nettig-Preis“ zur “Besten Jungunternehmerin des Jahres” (2002). Es war schmeichelhaft, als eine der ersten Frauen und Österreicherinnen zur “Trainerin des Jahres” (2014) für den deutschen Sprachraum ausgezeichnet zu werden. Entscheidend ist, diese Erfolge zu feiern und jedes einzelne Kalenderjahr mit einer konkreten Geschichte zu verbinden.

Jede Menge Medientalks liegen hinter mir, aber an einen Radioauftritt werde ich mich ein Leben lang erinnern: Er fand 2019 in Westaustralien statt, als ich sprichwörtlich “am anderen Ende der Welt” für Radio Fremantle FM 107.9 ein Interview über meine Arbeit und das damals neu erschienene Buch “Business Rhetorik to go” gab. 2022 wiederum verbinde ich mit meinem ersten TEDx-Talk und 2023 mit der Keynote beim 4Gamechangers-Festival samt den vielen großartigen Rückmeldungen darauf.

Mein Tipp: Investiere in Deine Marke!

Kümmere Dich um Deine eigene Weiterbildung und überlege mit der “Make-it-a-year-that-counts”–Methode, was das heuer konkret für Dich bedeuten kann!

Fazit: Für die Erfolgsgeschichten unserer Alumni haben wir einen eigenen Podcast-Kanal ins Leben gerufen. Viele unter ihnen sind selbst Führungskräfte, kreative Köpfe und Meinungsbildner. Ich freue mich schon auf die nächsten 30 Jahre und die vielen talentierten Stimmen, die wir noch zum Klingen bringen werden.

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