Redewendungen & ihre Herkunft

18. Juni 2021 von Tatjana Lackner, MBA

Redewendungen & was sie bedeuten:

Redewendungen verdeutlichen und unterstreichen, was wir sagen wollen. Allerdings gibt es kaum etwas Peinlicheres, als diese selbstsicher in den falschen Content einzubauen. Daher ist es umso wichtiger zu wissen, was denn diese ständig verwendeten Phrasen bedeuten und woher sie kommen. Was bedeuten beispielsweise die folgenden fünf?

„Jemandem nicht das Wasser reichen können“

Nicht die gleiche Klasse wie jemand besitzen, jemandes Fähigkeiten unterlegen sein. Im Mittelalter reichten die Hausangestellten ihren Herren vor dem Essen eine Schüssel mit Wasser, in dem diese sich die Hände wuschen. Der Ausdruck besagt, dass jemand noch nicht einmal wert ist, diese Aufgabe zu erfüllen.

„Jemandem ein X für ein U vormachen“

Jemanden bewusst täuschen, ihn betrügen. Im lateinischen Alphabet stand für U ein V. Das „V“ war auch das römische Zahlzeichen für 5. Dieses „V“ ist ein halbes X (das für 10 stand). Wurde jemandem ein X für ein U (zum Beispiel auf der Schuldentafel) vorgemacht (durch Verlängerung der beiden Schenkel des Vs), dann musste er den doppelten Betrag zahlen.

„Falsche Zungen“

Jemand, der mit „falscher Zunge“ spricht, lügt und erzählt absichtlich die Unwahrheit. Der Ausdruck stammt aus der Bibel, Psalm 120,2: „Herr, rette mein Leben vor Lügnern, rette es vor falschen Zungen.“

„Schnee von gestern

Der umgangssprachlicher Ausdruck, der auch als „Schnee von vorgestern“ oder „…vom letzten Jahr“ vorkommt, wird ein Bezug auf Dinge oder Tatsachen, die niemanden interessieren, gebraucht. Die Formulierung geht wahrscheinlich auf die als Refrain wiederkehrende rhetorische Frage „Mais où sont les neiges d’antan?“ („Aber wo ist der Schnee vom vergangenen Jahr?“) aus der „Ballade des dames du temps jadis“ des französischen Renaissancedichter François Villon zurück. Villon wendet das einprägsame Bild demonstrativ auf eine Reihe von historischen und mythologischen weiblichen Berühmtheiten und ihre längst vergangene Schönheit an.

„Der rote Faden

Die Redewendung im Sinne von „leitender, verbindender Grundgedanke, Grundmotiv“ geht auf Goethes Roman „Die Wahlverwandtschaften“ zurück. Hier vergleicht der Dichterfürst die alles verbindende Hauptidee im Tagebuch Ottiliens mit dem durchlaufenden roten Faden im Tauwerk der englischen Marine verglichen wird. Ebenso zieht sich durch Ottiliens Tagebuch ein Faden der Neigung und Anhänglichkeit, der alles verbindet und das Ganze bezeichnet: „Manches Eigene von innigerem Bezug wird an dem roten Faden wohl zu erkennen sein.“

Quelle: Duden. Wer hats gesagt: Berühmte Zitate und Redewendungen. Mannheim: Bibliographisches Institut 2010

Quelle: „Die schönsten Redewendungen“, Gabriele Jockel, Verlag garant

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