Tautologie, Hendiadyoin und Pleonasmus

1. März 2021 von Tatjana Lackner, MBA

Tautologie, Hendiadyoin oder Pleonasmus?

Während Tautologien in der Rhetorik zum stilistischen Mittel der Wiederholung gehört, ist ein Pleonasmus ein “Doppelmoppel”. Alle drei Begriffe stammen aus dem Griechischen (Tautologie zerlegt sich in: to autó=dasselbe, logos=Sprechen, Rede; Hendiadyoin kann man aufteilen in: hen dia dyoin=eins durch zwei; pleonasmós=Übertreibung, überflüssige Vergrößerung).

Sogar in den professionellen Redaktionsstuben werden sie fälschlicherweise synonym verwendet.

So lieber nicht!

Peinliche Pleonasmen sind aufgedoppelte Verben, wie: “auf”oktroyieren, “ein”suggerieren oder “mit”partizipieren. Sie sind richtig und schlicht: “oktroyieren”, “suggerieren” und “partizipieren”.

Manche Menschen halten “kleine Zwerge” automatisch für einen unschönen Pleonasmus. Wenn man jedoch im Baumarkt steht, dann gibt es Zwerge in allen Größen. Dort finden sich ganz kleine für die Fensterbank oder das Blumenkistchen und sogar fast kindergroße als Türwächter für den Eingang.

Ein gängiger Irrtum

Die “weißen Schimmel” müssen ebenfalls nicht zwingend ein Pleonasmus sein. Viele Pferde sind nicht von Geburt an weiß, sondern sie verfärben sich erst mit den Jahren durch das Grey-Gen und bieten bis dahin viele Varianten. Vom Holsteiner Apfelschimmel bis zum Lipizzaner, über das Camargue-Pferd oder den Fliegenschimmel gibt es zahlreiche Schimmelarten.

Aus zwei Wörtern wird eins

In Liedern, literarischen Texten und Reden werden “gleichbedeutende Wörter derselben Art” gekonnt verwendet, um inhaltlich bewusst nachzudoppeln. Dieser tautologische Einsatz “voll und ganz” oder “alle Menschen sind Menschen” gilt als gelungenes Stilmittel. Die Abgrenzung zum Hendiadyoin ist tricky. “Feuer und Flamme” beispielsweise ist nur scheinbar eine Tautologie. Hier können die beiden Einzelwörter jedoch nicht für sich alleine stehen, sondern erst zusammen bedeuten sie “leidenschaftlich” oder “mit vollem Herzen dabei”. Hinter einem Hendiadyoin (griech. hen dia dyoin=eins durch zwei), das aus zwei Wörtern besteht, steckt häufig ein anderer Begriff. “Er kommt mit Sack und Pack” bedeutet ebenso wie bei “Hab und Gut”, dass jemand mit seinem gesamten Besitz und womöglich noch in Begleitung kommt. Ähnlich ist es bei einem weiteren Hendiadyoin, wie “Kind und Kegel”.

Aus zwei Wörtern wird eins

Wohingegen bei der Tautologie auch jedes Einzelwort für sich stehen kann und dabei semantisch klärt, worum es geht. Abkürzungen sind häufig eine Fundgrube tautologischer Ungewolltheiten: “HIV-Virus”, “Pin-Nummer”. Das V in HIV steht bereits für Virus und das N in Pin wird bereits abgekürzt von “Personliche Identitifikationsnummer”. Pseudo-amtsdeutsche Sätze strotzen ebenfalls vor lahmen Tautologien: “Unerlaubtes Kopieren urheberrechtlich geschützter Werke ist verboten.”

In der Werbung wird das Prinzip “sag es lieber zweimal” hingegen gut und effektvoll eingesetzt: “Die deutsche Post. Die Post für Deutschland” oder beim Claim “Commerzbank – die Bank an Ihrer Seite”.

Beispiele:

Tautologie: “Reih und Glied”, “ein und alles”
Hendiadyoin: It sure is “nice and cool” today (für: “pleasently cool”)
Pleonasmus: dumme Idioten, gesunde Vitamine

Teste Dich selbst!

T(autologie), P(leonasmus) oder H(endiadyoin)

Trage ein T, P, H
1. P persönliche Anwesenheit
2. Pfalsche Missverständnisse
3. Tstill und leise
4. Hklipp und klar
5. Hverraten und verkauft
6. TAngst und Bange
7. Pspontane Reflexe
8. Palter Greis
9. Tkurz und bündig
10. Han Ort und Stelle
11. Timmer und ewig
12. Pvorprogrammierter Ablauf
13. Pnatürliche Instinkte
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