Was wir von Comedians lernen können

25. September 2024 von Tatjana Lackner, MBA

Egal, ob Michael Niavarani, Josef Hader, Dieter Nuhr oder Kaya Yanar – sie alle müssen seit Jahren Pointen abliefern, Hallen füllen und Worten Witz verleihen. Ein Kabarettist möchte zwar selten ein Comedian sein, weil er sich gesellschaftskritisch äußert und nicht nur Kalauer aneinanderreiht, aber die Berufsfelder ähneln einander. 

Komiker vereinen damit gleich mehrere Fähigkeiten, die wir uns auch für die Business Rhetorik abschauen können: 

1. Lerne Timing wie ein Handwerk! 

  • Methode: Gute Pausensetzung bildet die Grundlage für eine Pointe. Dafür muss man sein Temperament zügeln, um die Aussage weder zeitlich noch sprechtechnisch zu vergeigen. Äußerste Konzentration ist gefragt, während der Scherz beiläufig platziert wird. Es braucht zudem die richtige Atemtechnik, damit “die Wuchtel” nicht gewollt oder gepresst, sondern leichtfüßig daherkommt.
  • Beispiel: Die Kombination aus richtiger Pausensetzung, reflektorischer Atemtechnik und wohltuenden Stimm-Modulationsbögen für die Sinnverstärkung kann beispielsweise bei einer Präsentation ebenfalls Wunder wirken. Nach einer wichtigen Aussage hältst Du kurz inne und erhöhst so die Spannung. Diese Zäsur darf nicht gewollt klingen, sondern Du gibst dem Publikum Zeit, die gereichten Informationen zu verarbeiten: „Dieses neue Produkt … (Pause) … wird unsere Branche revolutionieren.“ 
  • Effekt: Pausen betonen wichtige Punkte und verstärken deren Wirkung.

2. Selbstironie macht Dich menschlich! 

  • Methode: Kabarettisten setzen gerne auf Selbstironie, um sympathischer zu wirken und das Publikum für sich zu gewinnen. Sie wissen genau: Wer sich mit ihrer geschilderten Situation identifiziert, der ist emotional stärker involviert und fühlt sich so auch selbst besser gelesen. 
  • Beispiel: In einer Vorstands-Besprechung sagt der sonst so detailverliebte und pingelige CEO: “Ich bin bekannt als Fehler-Jäger. Jetzt gerade habe ich das Gefühl, ich verjage damit Euch, was ein Fehler wäre.”
  • Effekt: Selbstironie nimmt dem Gespräch die Schärfe und baut Vertrauensbrücken auf, über die man Mitarbeiter besser einbinden kann, was Arbeitsabläufe schmiert.

3. Verwende Storytelling als Botschafter

  • Methode: Comedians erzählen oft kurze, prägnante Geschichten, um eine Botschaft rüberzubringen. Wer Zahlen, Daten und Fakten durch narrative Elemente mit Emotionen verbindet, der bleibt besser im Gedächtnis.
  • Beispiel: In einem Kunden-Pitch kann der Redner eine Erfolgsgeschichte teilen: „Wir haben vor einem halben Jahr ein vergleichbar großes KMU wie das Ihre begleitet. Die Skepsis war anfangs groß. Die Freude über die gelungene Software-Umstellung ist heute noch größer. Heute erzählt uns dieser Kunde mit leuchtenden Augen, wobei ihm die technische Umrüstung konkret hilft.“
  • Effekt: Storytelling ermöglicht sogar abstrakte Themen und Ideen in Bilderwelten zu erleben und zieht das Publikum emotional in die Botschaft hinein.

4. Sammle Alltagssituationen und Zeitungsartikel! 

  • Methode: Komiker erzählen immer wieder, dass alltägliche Situationen oder Zeitungsmeldungen der Nährboden für gelungene Texte sind. Was erzählen sich die Männer in der Kneipe am Stammtisch? Worüber lästern die Damen beim Frisör? Welche Sorgen plagen die Menschen in meiner Stadt und in der ganzen Branche?  
  • Beispiel: Du sitzt in einer Besprechung zum Thema “Informationsfluss im Office” und sagst: “Wie viele von uns haben zur gleichen Zeit zwei sehr unterschiedliche Gefühle beim Mails checken? Einerseits wird man zugespammt mit Müll, der einen nicht betrifft. Andererseits steht man bei wichtigen Informationen, das eigene Projekt betreffend, nicht mal auf dem Verteiler. Hier braucht es eine Verbesserung.”
  • Effekt: Solche Beobachtungen schaffen eine gemeinsame Basis und werben für das Verständnis aller Betroffenen. 

5. Verwende bildhafte Sprache und Analogien! 

  • Methode: Kabarettisten sind Wortakrobaten. Sie verwenden statt grauem Wortschatz bunte Verben und anschauliche Redefiguren, um selbst abstrakte oder komplexe Themen greifbarer zu machen. 
  • Beispiel: Statt zu sagen: „Unser Projekt ist komplex“, könnte man sagen: „Unser Projekt ist wie ein Puzzle mit tausend Teilen – aber wir haben schon die Kanten gelegt.“ Das gibt Hoffnung und veranschaulicht die Situation. 
  • Effekt: Analogien und Metaphern helfen sperrigen Inhalten, das Kino in den Köpfen der Menschen anzuknipsen. 

6. Sei interaktiv und spiele mit dem Publikum! 

  • Methode: Bühnentalente binden ihr Publikum durch Fragen oder direkte Interaktion ein. Manchmal brauchen die Zuhörer ein Weilchen, um sich aufzuraffen, die Hand zu heben. Mit dieser Spannung muss man umgehen können, denn die allgemeine Atmosphäre wird erlebbar zugewandter und vertrauter.
  • Beispiel: In einem Sales-Gespräch könnte der Redner fragen: „Wer von Ihnen hat in den letzten zwei Wochen eine Kundenanfrage erhalten, die völlig eigeninitiativ und unerwartet war?“ Durch Handzeichen wird das Publikum aktiviert und involviert. Man muss sich jedoch vorher überlegen, was man in der Live-Situation mit den jeweiligen Publikumsbekundungen macht. Was, wenn niemand die Hand hebt? Welche Schlussfolgerung ergibt sich dann im Unterschied zu einer Situation, in der viele aufzeigen? Hier ändert sich die Moderation je nach Handlung. Bestimmt sind interaktive Elemente geeigneter für geübte Vortragende. 
  • Effekt: Das Publikum will nicht nur eine Stunde sitzen und lauschen, sondern einbezogen werden und mitmachen. Zuhörerschaft, die mitdenken muss, merkt sich mehr, weil sie involviert wird.

7. Überraschungsmomente schaffen

  • Methode: Comedians überraschen ihr Publikum mit unerwarteten Wendungen, um Spannung und Aufmerksamkeit zu erzeugen.
  • Beispiel: In einem Geschäftsbericht könnte ein CEO sagen: „Im ersten Quartal hatten wir Schwierigkeiten, aber im zweiten Quartal haben wir etwas völlig Unerwartetes geschafft: Wir haben den Umsatz verdoppelt.“ 
  • Effekt: Überraschungen wecken Neugier und sorgen dafür, dass die Zuhörer dranbleiben und sich an die Kernaussagen besser erinnern. 

Fazit: Von Comedians lernen wir, wie man auf den Punkt kommuniziert, Geschichten erzählt, mit Selbstironie sympathisch wirkt und durch Timing, Sprachbilder und Publikumsinteraktion die Aufmerksamkeit hält. Diese Techniken helfen auch im Business-Kontext unsere Gespräche und Präsentationen bunter und kreativer zu gestalten, selbst dann, wenn der Rahmen förmlich ist. 

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