Anlässlich Halloween veranstaltete ich auf LinkedIn ein Audio-Event zum Thema “Tag der schwarzen Katze” und der Frage: “Bist Du abergläubisch?”
Ob schwarze Katzen, zerbrochene Spiegel oder der berühmte Freitag, der 13. – der Aberglaube begleitet uns oft unbewusst durch den Alltag. Aber warum glauben manche an solche Dinge? Wie viel Aberglaube beeinflusst unser Verhalten? Auch in unserem Talk war leicht herauszuhören, wer Rituale für Wahrheit und wer sie für Nonsens hält: “Ich bin nicht abergläubisch und würde dennoch sicherheitshalber nicht unter einer aufgestellten Leiter durchgehen”, war sich ein Gastredner sicher. Was für uns die Zahl 13 ist, das ist für Italiener und Brasilianer die Zahl 17. Das ist wohl einer der Gründe, warum es beispielsweise in Flugzeugen der Lufthansa samt Austrian Airlines keine Reihe 13 und 17 gibt. In Italien hängt die Pechsträhne der Zahl 17 mit der römischen Schreibweise zusammen. Wenn man “XVII” anders anordnet: “VIXI”, dann bedeutet es “Ich habe gelebt”. Viel Geisterglaube und Übersinnlichkeit stehen mit dem Tod in Verbindung. Während in Mexiko am “Dia de Muertos” gefeiert wird, dass die Toten aus dem Jenseits zu den Hinterbliebenen kommen, um sie zu verwöhnen, geht man bei uns zu Allerheiligen bzw. Allerseelen weniger beschwingt auf den Friedhof und zündet still eine Kerze an.
Wer in den USA einen Spiegel zerbricht, der wird daran erinnert, dass nun sieben Jahre Pech folgen. Ursprünglich stammt die Idee aus einer römischen Überzeugung, dass Spiegel unsere Seele widerspiegeln und diese sich an den Scherben verletzt.
Eine Inderin berichtete uns, dass man sich niemals an einem Donnerstag die Haare oder Nägel schneiden solle, da das Wohlstandsglück davon beeinträchtigt würde.
Während meine Tochter das mit “Freitag, dem 13.” offenbar für sich in ihren Glückstag umdeutete und extra an einem solchen den Bund der Ehe geschlossen hat, hält man in China hingegen die 8 für die wahre Glückszahl. Es handelt sich hier wieder um eine Aussprache-Analogie, da das Wort 8 (“Ba”) ähnlich klingt, wie “Glück haben” (“fa”).
Die Grenze zwischen Bauernregeln, Esoterik, Astrologie, Mystizismus und Numerologie verläuft fließend. Viele Rituale sind kulturell verankert, andere haben religiösen oder geschichtlichen Hintergrund. Ein Gast aus Oberschlesien hat uns beispielsweise von den “Utopki” erzählt. Im Reich der Mythen und Sagen verstand man darunter Wasserleichen und abgetriebene Föten, die Menschen unter Brücken auflauern und sie in die Tiefe des Wassers ziehen. Für die einen gehören die “Utopki” zu wichtigen identitätsbildenden Erzählungen aus dem deutsch-polnischen Grenzland. Die anderen halten die Ertrunkenen für Illuminierte auf dem Heimweg nach dem Wirtshausbesuch, um die sich später “Utopki”-Legenden rankten.
Lotte Ingrisch, eine bereits verstorbene österreichische Schriftstellerin und die Stiefmutter von Caspar Einem, dem ehemaligen Innen- & Wissenschaftsminister, hat einst Furore gemacht, als sie “Feenschrei” publizierte. Dieses Buch verstand sich als “Wegweiser durch die Elbenwelt”. In zahlreichen Talkformaten und Interviews bestätigte sie, sich mit Fabelwesen zu unterhalten. Das gab freilich ein pikantes Bild in der Öffentlichkeit: Der Minister für Wissenschaft und die mit Alräunchen und Elben sprechende Stiefmutter.
Die einen hoffen auf ein Leben nach dem Tod, die anderen glauben an kraftvolle heilende Energien und die dritten lieben das Entertainment rund um Esoterikmessen – samt Aura-Bilder, Weissagungen und Tarot-Karten.
In vielen Ländern findet sich amüsanter Aberglauben. In der Türkei sollte man nach Mitternacht besser auf “Kaugummi kauen” verzichten, da er sich angeblich in “verrottetes Fleisch” umwandelt und damit den Toten gegenüber respektlos wäre. In Russland setzt man sich lieber nicht auf Türschwellen, da der Zwischenraum von “Drinnen” und “Draußen” mutmaßlich das Pech und negative Energien anlockt.
Markus, ein treuer und eloquenter Audio-Event-Talker, hat gewarnt: Wenn wir alle Regeln aus den verschiedenen Ländern und Kulturen befolgten, dann würden wir wohl nicht mehr durch unseren Alltag kommen.
Fazit: Statt auf Pechboten konzentrieren wir uns lieber auf Glücksbringer, wie Salz und Brot zum Einzug, vierblättrigen Klee oder Hufeisen und einen Knopf halten, wenn der Rauchfangkehrer vorbeigeht. Bei Sternschnuppen dürfen wir uns sogar etwas wünschen und einen Glückspfennig in der Tasche zu haben, schadet nie!