Geld aus heißer Kehle: Voice over Commerce

20. September 2023 von Tatjana Lackner, MBA

Viele reden davon. Einige lassen ihre Stimme für VoC bereits bei Tatjana Lackner ausbilden. Die Newsletter-Redaktion DER SCHULE DES SPRECHENS hat bei ihr nachgefragt: Was ist dran am möglichen Hype? 

Newsletter-Redaktion: Im Rahmen des “4 Gamechanger Festivals”, bei dem Du auch im kommenden Jahr wieder eine Keynote von der Mainstage rocken wirst, wirst Du regelmäßig nach den Trends in der Kommunikation gefragt. Was kommt da mit VoC auf uns zu? 

Tatjana Lackner: Aus den USA hören wir die Lawine herandonnern: „Voice over Commerce“ (VoC) ist da schon ein großes Thema. Viele spüren, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um in eine Sprecherausbildung zu investieren. 

Newsletter-Redaktion: Was versteht man unter „Voice over Commerce“? 

Tatjana Lackner: Die Verwendung von Sprachtechnologie, insbesondere sprachgesteuerten Assistenten und virtuellen Helfern wird immer mehr angenommen. Denken wir beispielsweise an Alexa und Siri. Beide “lesen” jedoch ab – sie interagieren noch nicht wirklich mit dem Kunden. In Zukunft werden sie auf die Frage: “Alexa, wo ist eine gute Pizzeria in der Nähe?” eine passende Antwort haben. Sprachassistenten werden Einkaufs- und Handelsaktivitäten unterstützen und diese beispielsweise mit eingespielten Stimmen auf einer Website optimieren. Dafür sind laufend gute Stimmen gesucht. Websites werden künftig nicht nur zu sehen sein, sondern sie brauchen auch ein akustisches Layout. 

Newsletter-Redaktion: „Voice over Commerce“ wird ein Convenience Tool? 

Tatjana Lackner: Ja. Bei Einkäufen können Kunden in Zukunft Produkte und Dienstleistungen über sprachaktivierte Geräte bestellen. Du bittest beispielsweise Deinen Sprachassistenten, bestimmte Produkte zu finden, Preise zu vergleichen oder Einkaufslisten zu erstellen – letzteres kann Alexa auch schon. 

IT-Experten träumen heute schon davon, dass Voice over Commerce in Zukunft als eine Art persönlicher Einkaufsassistent fungiert, der uns bei Kaufentscheidungen unterstützt, indem er Produktinformationen, Bewertungen und andere relevante Daten liefert. Hier würde ich den Sekt allerdings noch eingekühlt lassen. 

Newsletter-Redaktion: Wo siehst Du Gefahren von „Voice over Commerce“? 

Tatjana Lackner: Amazon, Google & Co sind Riesen. Ein Plattformkapitalismus, kann schnell zu Monokulturen führen. Wer heute als Gewerbetreibender noch keine Website hat, ist 24/7 offline und wird schwerer überleben. Wer in Zukunft seine Waren und Dienstleistungen nicht für die Vertonung zugänglich macht, der wird auch selber nicht hören, wenn die Kundschaft ruft. Das bedeutet weiter: wer nicht unter den ersten gelisteten Einträgen zu hören ist wenn es um die Frage geht: “Wo kaufe ich in meiner Nähe…?”, der ist ebenso raus aus dem Rennen. 

Newsletter-Redaktion: Vieles wird uns technisch in Aussicht gestellt – woran glaubst Du nicht? 

Tatjana Lackner: Es gibt zwar bereits eine wachsende Community von Entwicklern und Unternehmen, die Sprachanwendungen und -dienste entwickeln um die Möglichkeiten von Voice over Commerce zu nutzen. Dennoch sehe ich den österreichischen Kunden, der für seine Einkäufe künftig sprachaktivierte Bestell- und Liefervorgänge abspult, noch nicht. Allein die Integration mit E-Commerce-Plattformen wird keine nahtlosen Einkaufserlebnisse garantieren. Zudem stellt sich die Frage der Sicherheit und des Datenschutzes. Jede Stimme ist zwar einzigartig, aber – Stichwort “Deep Fake” – längst manipulierbar. Wir können heute den eigenen Chef schon Dinge sagen lassen, die er nicht einmal gedacht hat.  

Newsletter-Redaktion: Siehst Du auch Chancen von „Voice over Commerce“? 

Tatjana Lackner: Ja, wenn es darum geht, regionale Unternehmen einer breiteren Kundenschicht zugänglich zu machen. Stichwort “Internationalisierung”: Wenn beispielsweise ein cooles Waldviertler Unternehmen mittels Voice-over-Commerce-Lösungen für verschiedene Sprachen und Kulturen ein breiteres globales Publikum erreicht, dann ist das bestimmt von Vorteil. 

Außerdem profitieren vom VoC talentierte Stimmen, die sich in den nächsten Jahren bei uns ausbilden lassen. Wir denken “Voice over Commerce” in unserer Ausbildung mit. Der Podcast etwa, den unsere Absolventen für ihre kommissionelle Diplomprüfung einsprechen, besteht immer aus persönlichen Tipps und ist dafür bereits eine gute Übung. Menschen werden lieber von “echt klingenden” Wesen betreut als von synthetischen Systemstimmen. 

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