Handschlag verboten und was nun?

19. Mai 2020 von Tatjana Lackner, MBA

Handschlag verboten 

Sprache unterliegt einem ständigen Wandel. Auch der Körper spricht. Wie wird es uns ergehen in einer berührungslosen Welt? Wodurch ersetzten wir den Handschlag? Durch eine Verbeugung? Namasté mit Maske?  

“Sei artig und gibt schön die Hand”, wie oft habe ich in meiner Kindheit diesen Satz gehört. Wird er aussterben oder ist er nur in Corona-Pause? 

Das sind aktuell die häufigsten Substitute statt Händeschütteln: 

  1. Namasté Gruß: Jede Yogastunde endet mit der “Verbeugung zu Dir”. Leicht herleitbar, denn “Nama” bedeutet verbeugen, “as” heißt ich und “te” übersetzt du. Die Handinnenflächen werden auf Brusthöhe gefaltet und der Kopf leicht gebeugt. Problem: Vor der taffen Geschäftsverhandlung ist diese Geste für unseren Kulturkreis zu unterwürfig und mancherorts zu esoterisch. 
  1. Ellbogenkick: Der sogenannte “Ebola-Gruß” wirkt ebenfalls für die wenigsten praktikabel. Zudem wahrt man bei dieser Begrüßungsform die 1,5 Meter Abstand definitiv nicht. 
  1. Foot-Shake: Der viral auch unter dem Namen “Wuhan-Shake” bekannt gewordene Begrüßungskick, ist für Frauen gar nichts und er scheint sich eher für Fußballer als für Vorstände zu eignen. Ich kenne keinen CEO, der seine Bereichsleiter im Morgenmeeting auf diese Weise begrüßt.  
  1. Faustgruß: Dieser “Fist Bump” wird aus gutem Grund auch “Ghettogruß” genannt, denn er stammt aus diesem Milieu. Obwohl beim Knuffen weniger Viren übertragen werden können, ist das dem Chef gegenüber selbst in Corona-Zeiten nicht die adäquate Begrüßung. Der eingeforderte Mindestabstand wird hierbei ebenfalls nicht eingehalten. 
  1. Napoleon-Gruß: Im arabischen Raum ist mir diese Geste immer wieder begegnet: Rechte Hand aufs Herz und mit dem Kopf eine sanfte Verbeugung andeuten.  

Während des Corona-Ausbruchs Anfang März, habe ich mich in Westaustralien aufgehalten. Brad Hazzard, Gesundheitsminister von New South Wales, empfahl, sich zur Begrüßung oder Verabschiedung freundschaftlich auf den Rücken zu klopfen. Die Sache mit dem Mindestabstand wäre damit allerdings nicht mehr gesichert. 

Händeschütteln, Wangenbussi und die kollegiale Umarmung sind aktuell tabu. Wie werden wir Menschen in den nächsten Wochen und Monaten trösten, wie für ihren Einsatz danken? Gratulieren wir Menschen bei Preisverleihungen, für großen Errungenschaften und Leistungen oder für besondere Auszeichnungen in Zukunft berührungslos? 

Für mich wird es schwierig in Seminaren, Trainings und bei Prüfungen, da ich im Unterricht immer wieder Teilnehmer “berühren” muss, um beispielsweise die Haltung beim Sprechen zu korrigieren oder einfach, um jemanden anerkennend zum bestandenen Sprecherdiplom zu gratulieren. 

Fazit: Unsere Körpersprache und Verhaltensrituale verändern sich gerade. Begrüßungen und Verabschiedungen wirken mancherorts noch holprig. In einer berührungslosen Zeit zählt das gesprochene Wort doppelt viel. 

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