Selbstfürsorge ist in aller Munde. Nur was bedeutet das? In einer meiner jüngsten Clubhouse-Sessions haben wir genau zu diesem Thema einen Raum gestaltet. Die Reaktionen waren vielfältig und wertvoll: “Self-Care isn’t selfish!”, war sich eine Hörerin sicher. Eine andere spannte thematisch den Bogen der Eigenfürsorge von Körper, Geist, bis hin zur Seele.
Management der Emotionen
Self Care ist nicht mit Beautytagen oder Wellness-Aufenthalten zu verwechseln. Natürlich kann es auch hilfreich sein, mal den brüchigen Haarspitzen mehr Aufmerksamkeit zu widmen und sich eine wohltuende Maske aufs Gesicht zu legen, wenn man nach dem social Jetlag trockene Haut hat. Vielleicht hilft dem einen oder anderen am Ende einer stressigen Arbeitswoche sogar der Kurztrip in eine Therme.
Self-Care hat viel mehr mit unserem “inneren Management der Emotionen” zu tun.
Neben den äußeren Beauty-Aspekten und einem verantwortungsvollen Gesundheitsbewusstsein geht es bei Self-Care jedoch vor allem um die Art, WIE wir mit uns selber sprechen: Schaffst Du es, Dir in angespannten Zeiten Trost zuzusprechen? Kannst Du Dich nach Fehlschlägen wieder aufbauen? Wann hat Dich Deine innere Stimme zuletzt vor unklugen Entscheidungen gewarnt?
Nicht allen gelingt es, sich nach einer Niederlage, Jobverlust, Trennung oder einem Gesundheitsproblem wieder selbst zu coachen und einen Neustart zu schaffen.
“Der Beginn der Weisheit ist die Definition der Begriffe”
– Sokrates
Definiere und reflektiere!
Für optimales Selbst-Coaching ist jedoch Selbstreflexion klare Voraussetzung. Auch hierfür einige Fragen:
- Kennst Du die inneren Glaubenssätze überhaupt, mit denen Du Dich gelegentlich selber klein hältst?
- Bist Du finanziell ausreichend abgesichert?
- Wie lassen sich Arbeit und Deine “innere Uhr” am besten synchronisieren?
- Wie sieht Dein Pausenmanagement aus?
- In welchen Bereichen des Lebens brauchst Du mehr “Hygiene”? (Beziehung, Wohnbereich, …)
- Hast Du je ergründet, was Dir “richtig gut” tut?
- Welche Beschäftigungen bereiten Dir Freude?
- Bist Du eine Lerche oder eine Eule? Manche gehen einfach zu spät ins Bett, weil sie die Zeit vertrödeln und gar nicht deshalb, weil sie Nachtmenschen sind.
„Man führt nicht mehr genug Selbstgespräche heutzutage.
Man hat wohl Angst, sich selbst die Meinung zu sagen.“
– Jean Giraudoux
Erkennen, benennen, umsetzen!
Gelungene Kommunikation hat viel mit Eigenfürsorge zu tun. Manchmal sollten wir auch schlicht andere um Hilfe bitten. Niemand kann schließlich Gedanken lesen. Ein anderes Mal ist wichtig, klare Grenzen zu formulieren und selbst jene Menschen, “die es doch nur gut mit uns meinen”, durch verständliche Worte vor übergriffigem Verhalten zu bewahren. Da braucht es auch mal ein klares “Nein, bitte nicht!”
Fazit: Viele Menschen führen Tagebuch. Ich empfehle seit Jahrzehnten ein Audio-Diary am Smartphone als “Blick nach Innen” zum Journaling. Es zwingt uns, durch kurze Aufnahmen den eigenen Prozess oder die anstehende Veränderung zu formulieren. Jeder kann diese Nachrichten aufnehmen und nach Wunsch versperren. Voice-Memos sind der dokumentierte Beginn von Heilung, weil wir hören können, wodurch wir uns weiterentwickeln.
Die New York Times hat recht: „Journaling, one of the more effective forms of self-care is also, happily, one of the cheapest.”