Berlin im Februar

11. Februar 2019 von Tatjana Lackner, MBA

Berlin im Februar 

Wenn man aus dem lieblichen Wien kommt, dann ist Berlin die kantige Antithese zu allem, was man gewohnt ist. Das beginnt beim Personal und hört bei der Architektur auf. Hier ist man lieber schroff als charmant und der 14 Grad Kälteunterschied im Februar stimmen nicht milder. 

Bei Schneeregen ist eine Stadtbesichtigung immer herb. Die Architektur der deutschen Hauptstadt hat mich völlig geschafft. Sozialbau-Wohnungen neben futuristischen Bürokomplexen und glatten klassizistischen Häuserfassaden. Dann wieder ein Karl-Marx-Hof nach dem anderen. Es wird nicht sweeter. 

Das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) wirkt im Nebel nahezu kafkaesk. Immer wieder wurde mir schon beim bloßen Anblick beklommen zumute. Innen tummeln sich alle Designerlabels der Welt, doch von außen ist das Haus ein kühler, angstmachender Koloss, an dessen Hauswand sich die Obdachlosen sammeln. Die Territorialsprache des Gebäudes ist martialisch und das Logo der Apothekenbar im 7. Stock kein Spaß. 

Die kleinen Trabis sind putzig in einer Welt der SUVs und Porsche Cayennes. Die aggressive Fahrweise der hiesigen Taxis dagegen weniger. Kleinlaut habe ich einen Taxilenker bei einem riskanten Überholmanöver samt anschließender Vollbremsung vor der Ampel mal gebeten ein bisschen langsamer zu fahren. Seine Antwort war wütend und wenig kooperativ: „Isch kann disch gleich mal rechts aussteigen lassen, wenn dir was nicht passt! Isch fahre hier, nüsch du!“ 

In Berlin kann man dafür ausgezeichnet essen und shoppen. Viele Bars und Geschäfte sind fancy. Daneben gibt es Gegenden, in die ich ab 18.00 keinen Fuß mehr setzen würde. 

Fazit: Eine unterkühlte Landeshauptstadt, die sowohl mit ihrer dunklen Geschichte, als auch mit der problematischen Gegenwart zu kämpfen hat. Soziale Hotspots gedeihen hier neben boomenden Tourismusvierteln. Es gäbe viel zu tun und das nicht nur auf der Dauerbaustelle Flughafen Berlin Brandenburg. Mein Businesstrip hat sich dennoch gelohnt. Die Medienlandschaft ist facettenreich und es war fein sich mit Trainerkollegen auszutauschen.