Filmkritik: House of Gucci

4. Januar 2022 von Tatjana Lackner, MBA

Nein, es erwartet die Kinobesucher leider kein Krimi vom Feinsten. Dabei waren bei dieser Ridley Scott Produktion große, klingende Namen am Start: Adam Driver (Maurizio Gucci), Jared Leto (Cousin Paolo), Al Pacino (Onkel Aldo), Jeremy Irons (Papa Rudolfo), Salma Hayek (Wahrsagerin und Komplizin von Maurizio Guccis Ex-Frau) und eine engagierte Lady Gaga (als Ex-Frau Patrizia Reggiani, die den Mord an Maurizio Gucci beauftragte) in der Hauptrolle. 

Wer Adam Driver bislang eher fad gefunden hat, der wird jetzt froh sein, dass er in der Modesaga mitspielt. Jared Leto hingegen verblödelt seine Rolle aufs Unangenehmste und die Herren Pacino und Irons können die 157 Minuten nicht mehr würzen. 

Schade insgesamt. Für die Modefans kommt die Geschichte rund um die Klamotten zu kurz. Krimifans warten mit Spannung auf den Nervenkitzel, der sich nicht einstellt. Musikliebhaber, die nach einem Movie gerne über den Soundtrack reden, verlassen das Kino mit fragender Miene. George Michael, Blondie und die Eurythmics in einem Streifen wirken recht willkürlich ausgewählt und erinnern eher an eine Schuldisko beim Maturaball mit 1980er Jahre Motto. 

Warum man den Film dennoch gesehen haben soll? 

Die gute Nachricht: Es gibt schöne Kleider, tolle Locations und viel 80er-Kitsch zu sehen. Wie so oft findet die eigentliche Party aber hinter den Kulissen des Filmes statt. 

Am besten kommt der ehemalige Creative Director Tom Ford davon. Er hat das Haus Gucci mehr als 10 Jahre lang aktiv begleitet. Das Filmtheater verließ jedoch auch er “mit gemischten Gefühlen”. Medien zitieren, er habe einerseits als Zuseher “laut lachen” müssen, andererseits sei es ihm nach dem Kinobesuch “sieben Tage lang schlecht” gegangen. Was ihm da wohl auf den Magen schlug? Bestimmt war es nicht nur das Popcorn. 

Die zwei Seiten des Teiches 

Bereits 2016 wurde Patrizia Reggiani, die echte Ex-Frau Guccis, die einst seinen Mord beauftragte, nach gerade mal 18 Jahren aus der Haft entlassen und lebt seither auf freiem Fuß. Ihr Vermögen hat sich während der Haftzeit sogar kräftig aufgetürmt. Laut “Bunte” erhielt sie nach der Gefängniszeit 24 Millionen Euro, und dazu kommt jährlich noch eine weitere Million als “Rente”. 

Sie empörte sich angeblich darüber, nie von Lady Gaga oder der Filmcrew besucht worden zu sein. “Zu weit von der Realität entfernt” sei der Movie. Auch der Rest des Clans in Italien scheint wenig begeistert und sieht die Marke Gucci gefährdet. Doch laut “The Guardian” stieg der Verkauf seit dem Filmstart um 73%, das müsste – selbst nach diesem fragwürdigen Product Placement – die Gemüter wieder milde stimmen. 

In Amerika hingegen scheint sich der Streifen zum Film des Jahres aufzuschwingen. Kostendeckend und ein Kassenknüller ist er bereits. In Europa wird er dafür verrissen. 

Fazit: Man muss ihn gesehen haben, um mitreden zu können. Der Film ist aber eher “Satire als Biografie”, das sagte kürzlich auch Regisseur Ridley Scott. 

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