Es gibt Orte, die sind wie ein gut gehütetes Pariser Geheimnis: kaum betreten, ist man schon schöner, interessanter und – ja – unausstehlicher für alle, die draußen bleiben mussten.
Die Cosmotheca Vienna in der Wollzeile 17 ist genau so ein Ort. Hier geht es um die Idee: „Sag mir, wonach du duftest – und ich sage dir, wer du sein könntest.“
Man sagt ja, Gerüche seien der direkteste Weg ins limbische System. Liebe, Sehnsucht, Kindheit – alles wird innerhalb von Sekunden wiederbelebt. Natürlich ließ ich mich nicht zweimal bitten, als mir der Osterhase versprach, mein eigenes Parfüm zu komponieren. Ein Duft, der nichts weniger als meine Seele in Flakongröße pressen sollte. Also zogen wir los, der Schenker und ich mit meinem Gutschein. Nach dem Motto: Ich rieche, also bin ich: Wie wird ein Algorithmus mein Innerstes parfümieren?
Vor dem duftenden Akt wartet ein Online-Persönlichkeitstest auf dem Handy. Fragen à la “Bist Du …
… auf dem Land, in der Stadt oder in einer Großstadt. aufgewachsen?“
… Beobachter oder Teilnehmer?“
… eher Einzelgänger oder sozial aktiv?
Geduldig habe ich geklickt, bin zwischen Antworten und Nuancen geschwankt und hab ein bisschen gelogen. Denn wer will schon, dass ein Algorithmus allzu ehrlich ist? Ich jedenfalls nicht.
Das Ergebnis: Ich bin eine Mischung aus Vetiver, italienischer Bergamotte, ein wenig schwarzem Pfeffer, grünem Tee und – das war die Überraschung – neben Rainforest – auch einer Note Oxygen. Echt jetzt? Sauerstoff? Wie perfekt dekadent. Eine Liebeserklärung an jede schlechte Entscheidung meines Lebens, als ich nach Luft ringen musste.
Dann das Mischen: Kleine Pipetten, feine Tropfen, wie ein riesiger Chemiebaukasten für emotional instabile Erwachsene. Kein Wunder, dass diese Duft-AI-Maschine bereits 2020 auf der Ars Electronica Furore gemacht hat.
Ich habe mir die Nase wund gerochen, gustiert, beurteilt, korrigiert, gezweifelt. Am Ende trug mein Elixier den beziehungsvollen Namen: „Tat. Ja! Na? Nr.03“. Eine Hommage an Chanel Nr.5? Vielleicht, auch weil man seinem eigenen Größenwahn manchmal einfach freien Lauf lassen muss.
Fazit: Hier in der Wollzeile 17 werden keine Parfüms verkauft. Die Cosmotheca organisiert olfaktorische Identitäten – flüssig, verführerisch und einen Hauch besser, als du selbst es je sein wirst.
















































