Filmkritik: „Corsage“

20. Juli 2022 von Tatjana Lackner, MBA

Nein, diesen Streifen empfehle ich mit gutem Gewissen nicht! Mag sein, dass die Lobhudler fein finden, dass der kitschige Sissi-Stoff mal eine Runde gegen den Strich gebürstet wurde. Aber rechtfertigt das alleine schon knapp zwei Stunden Lebenszeit der Zuseherschaft in Form von Movieminutes zu binden? 

Dabei hatte die sympathische Regisseurin Marie Kreutzer bestimmt die besten Absichten. Die Werbetrommel wurde im Vorfeld so laut gerührt, dass sich manche nur noch hinter vorgehaltener Hand zu sagen trauen: “Manuel Rubey war okay, die Ausstattung am Set auch, aber dramaturgisch blieb die Chose lahm und der ‘Stinkefinger-Aufreger’ präsentierte sich bereits im Trailer effektvoll.” 

Historiker stellte man ebenfalls im Vorfeld ruhig, nach dem Motto: “Alles, was im Film ‘falsch’ ist, wurde bewusst eingebaut”. Ah, echt? Da haben sich dann die ersten beauftragten Experten verständlicherweise verabschiedet und inhaltlich distanziert. 

Angeblich rebellierte Kaiserin Sissi jedoch tatsächlich immer wieder gegen die Monotonie des Hofzeremoniells und sie litt in der “Corsage” der Habsburger. Die Hauptdarstellerin, Luxemburgerin Vicky Krieps muss man allerdings mögen. Andernfalls werden einem die 113 Minuten wirklich unverständlich lang. Die Inszenierung einer burschikosen und wenig gewinnender Elisabeth ist vielbesprochen und mancherorts auch bejubelt, aber gelungen fand ich die prollige “Kaiserin á la Krieps” nicht.  

Fazit: Geniale Idee! Leider war die Um- & Besetzung wenig fesselnd und zurück blieb bei unserer Kinogesellschaft das Gefühl, ordentlich Zeit verschenkt zu haben. 

PS: Mächtig stolz bin ich dafür auf Robin Frank, die erst kürzlich an unserem Haus “mit ausgezeichnetem Erfolg” ihre Sprecherausbildung abgeschlossen hat und bereits für den HF-Spot von “Corsage” gebucht wurde. Tolle Arbeit. Den Trailer könnte ich mir deshalb immer wieder ansehen 😊. 

Themen: Tatjana LacknerFilmkritikKinoVicky KriepsKreutzerSissiElisabethCorsage
  • Telering