Filmkritik: Die Intrige alias “J’accuse”
Der neue Film von Roman Polanski führt den Kinobesucher ins Frankreich der Belle Époque. So nennt man die Zeit zwischen 1884 und dem Beginn des Ersten Weltkriegs.
Die erste Kameraeinstellung des Star-Regisseurs erzählt bereits die ganze Geschichte. Das ist genial und gleichermaßen tragisch, denn man wir im Film selbst kaum mehr überrascht – außer von der Dauer: 136 Minuten!
Der jüdische Hauptmann Alfred Dreyfus wird zu Unrecht degradiert. Man unterstellt ihm spioniert zu haben. Im Film ist es der wunderbare Jean Dujardin, der die Hauptrolle des Majors Marie-Georges Picquart spielt. Ihm und seinem Gerechtigkeitssinn verdankt Dreyfus seine spätere Rehabilitierung.
Emmanuelle Seigner, Polanskis Ehefrau, hat wie üblich eine weibliche Hauptrolle und der Mâitre selbst gönnt sich einen Kurzauftritt.
Nachdem die Dreyfus-Affäre einst Frankreich gespalten hat, ist es gut den historischen Stoff neu aufzubereiten. Selbst der Literat Emile Zola hat darin eine wichtige Rolle gespielt. Er war es, der die politischen Drahtzieher des Komplotts in den Medien alle namentlich anklagte, mit dem legendären Artikel “J’accuse”, der hier zum französischen Filmtitel wurde.
Fazit: Der Film hat unnötige Längen. Das ist schade. Dennoch ist er sehenswert und wäre sowohl für den Geschichte- oder Deutschunterricht geeignet um die Zeit des Fin de Siècle nachvollziehbar zu erklären.
In Frankreich wird der Streifen freilich hitziger diskutiert als bei uns. Warum dieses Thema? Einige Zeitungen mutmaßten, dass er mit “Die Intrige” eine versteckte Botschaft senden wollte. Polanski selbst ist durch die MeToo-Bewegung erneut unter Beschuss geraten.