May im Juni
In meiner Familie spielten Winnetou und Old Shatterhand eine große Rolle. Zum einen liebten die alternativen Eltern jahrgangsbedingt Karl May und waren fassungslos, dass ich mich schon in den frühen Lesestufen eher für Enid Blytons Bücher interessierte. Zum anderen hatte einst Pierre Brice (Winnetou) meiner Tante in Paris die Koffer getragen, was bei mir als Kind zu wilden Spekulationen um die Kinolegende führte. Heute sind beide lange tot – der Apachen-Häuptling und die geliebte Tante.
Tragisch ging es auch mit Lex Barker (Old Shatterhand, Tarzan) zu Ende. Ausgerechnet in der Lexington Avenue/ Ecke 61te erlag er in den Straßen von New York 1973 einem Herzinfarkt. Niemand half ihm, da man ihn nicht sofort als den Superstar aus den Karl-May-Filmen erkannte und er ohne Papiere unterwegs war. Erst durch die eingravierten Initialen auf der Rückseite seiner Armbanduhr konnte man ihn schließlich identifizieren.
Nationalpark Plitvicer Seen
Die Plitvicer Seen (Plitvička jezera) bildeten die Filmkulisse von “Der Schatz im Silbersee” und gehören seit 1979 zum UNESCO Weltkulturerbe. Seit 2006 dürfen Besucher nicht mehr in den 16 bezaubernden Seen baden. Das Areal des Nationalparks erstreckt sich auf beeindruckenden 300 km². Unsere Tour dauerte drei bis vier Stunden und erstreckte sich über eine Länge von 4.600 Metern, was mit meinen beiden kleinen Enkeltöchtern das Limit war.
Man empfahl uns, bereits online personalisierte Tickets mit konkreter Eintrittsuhrzeit zu kaufen und den Ausweis dabei zu haben. Beides sehe ich anders: Besser vor Ort zahlen, zeitlich flexibel bleiben und keinen Buchungszuschlag berappen.
Wir sind als Großfamilie im Juni von Wien nach Zagreb geflogen und dann zwei Stunden mit dem gemieteten Kleinbus in den Süden gefahren. Die Strecke ist zwar landschaftlich schön, aber anstrengend zu fahren. Permanente Tempogebote, Raser und Radarkontrollen verlangen höchste Aufmerksamkeit.
Bei Slunj, einer kroatischen Kleinstadt 30 km vor dem Nationalpark, erlebt man bereits die Schönheit der weitläufigen Karstlandschaft. Kaskadenwasserfälle und eine wildromantische Mühlensiedlung begrüßen die Reisenden.
Im Nationalpark selbst warten massenhaft Besucher. Die Holzstege, die über die Wasserfälle führen, sind oft eng, nass und rutschig. Für Kleinkinder oder Familien mit Kinderwägen ist die Tour nicht geeignet. Obgleich mich meine Familie anfangs belächelt hat, war ich mit festen Wanderschuhen optimal ausgerüstet. Havaianas und andere Flips wären eher ein Flop.
Die Verhaltensregeln sind strikt und Drohnen überall verboten. Ein Panoramazug, Elektro- oder Ruderboote gibt es im Nationalpark ebenso wie Höhlen, Wölfe und Bären.
Fazit: Für mich war der Anblick der türkisgrünen Seen und die dafür verantwortliche weiße Seekreide am Grund des Wassers die Reise wert. Zudem war der Trip mein Ostergeschenk für die ganze Familie. Gemeinsame Erlebnisse verbinden.