Nice in Nice

27. April 2022 von Tatjana Lackner, MBA

Die Pizza kommt nicht aus Nizza, aber mit nur 23 Kilometern Luftlinie zu Italiens Grenze lassen sich hier viele Einflüsse aus der Stiefelnation erkennen. Turiner Architekten waren es angeblich, die in Nizza Parkanlagen entwarfen. Was sich in der fünftgrößten französischen Stadt für das besondere Flair verantwortlich zeichnet, ist vor allem mit der “schönen Zeit”, der Belle Epoche, verbunden. 

Früher war Nizza ein Fischerdorf. Vor allem britische Aristokraten und russische Monarchen wurden ihrer Krankheiten und des schlechten Wetters daheim wegen ans Mittelmeer geschickt. Ursprünglich sollte die berühmte Küstenstraße von Nizza “Strada del Littorale” heißen, aber da britische Adelige den Bau der Promenade in Auftrag gaben, wurde sie zur “Promenade des Anglais”. 

Mit der Zeit brachten vor allem die Künstler und Literaten ein völlig neues Flair ans Mittelmeer. Klingende Namen urlaubten an der Côte d’Azur und lockten die bessere Gesellschaft an. Pablo Picasso schlug beispielsweise in Antibes seine Zelte auf. Ihm ist heute dort ein Museum gewidmet. Paul Cezanne, Henri Matisse oder Claude Monet kamen ebenfalls des besonderen Lichts wegen an die blaue Küste. Mit einem Côte d’Azur-Museums-Pass für drei bis sieben Tage kann man auf den Spuren der großen Meister – in Farbe und auf Leinwand – wandeln. 

Neben den bildenden Künstlern lebten, liebten und arbeiteten vor allem die Schriftsteller und Denker an der Côte. Sie haben uns einen wahren Literaturschatz hinterlassen. In vielen Büchern kommen Orte entlang der Küste vor. Von Françoise Sagan über Alexandre Dumas, Friedrich Nietzsche, F. Scott Fitzgerald, Klaus und Thomas Mann, Bertolt Brecht, Alma Mahler-Werfel und sogar mein Lieblingsautor: Frédéric Beigbeder. Von ihm stammt der zynische Satz: „Je n’aime pas dire du bien de moi, je préfère dire du mal des autres.“ („Ich spreche nicht gerne gut über mich, ich spreche lieber schlecht über andere.“) 

Einige Generationen feierten in den südfranzösischen Nächten wilde Feste und bis heute zieht es Celebrities in diese atemberaubende Gegend. Den Sommerpalast von Elton John finde ich fast beeindruckender als die Villa Rothschild. Beide lockten Stars hierher. 

Viele Gebäude bringen Besucher zum Staunen. Mich beeindruckt besonders “La Tête Carrée”: Der quadratische Kopf ist deshalb so unique, weil er die erste bewohnbare Skulptur auf der Welt war. Heute befindet sich darin auf drei Stockwerken eine Bibliothek. 

Mein Tipp: Wer in die “Belle Epoche” eintauchen möchte, der sollte sich einen strategisch günstigen Ausgangspunkt verschaffen. Ich habe diesmal eine geniale, große helle Wohnung auf dem Boulevard Victor Hugo bezogen. Direkt vor der Haustür 73 gibt es übrigens eine bequeme Verbindung zum Flughafen, falls man lieber ohne Auto unterwegs ist. 

Von hier aus überblickt man den hübschen und ältesten Garten der Stadt, den Jardin Alsace Lorraine. Zu Fuß geht es in nur drei Minuten zum berühmten Hotel Negresco an der populären Uferpromenade. Gustave Eiffel (Erbauer des Eiffelturms in Paris) konstruierte die auffällige, pinkfarbene Kuppel dieses Hotels und setzte damit ein legendäres Statement. Früher trafen sich hier die Bourgeoisie und viele gekrönte Häupter.  

Themen: NizzaTête CarréeVictor HugoHotel NegrescoElton JohnPromenade des AnglaisFréderic Beigbeder
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